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Samstag, 12. Juli 2008

0807-16 / Neue Kreditkrise Dow Jones sinkt unter 11 000

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Ein Wirbelsturm fegt über den US-Finanzmarkt



Eine Krise schlimmer als die, die zur eigenartigen Übernahme von Bear Stearns geführt hatte.
Hauptthema war am Freitag wie schon die ganze Woche die Möglichkeit einer staatlichen Auffangaktion für Fannie Mae und Freddie Mac. Die beiden für den Hypothekarmarkt überaus wichtigen Institute wurden gleich zu Handelsbeginn um 36% bzw. 41% zurückgestuft. Im Laufe dieser Woche haben die beiden weit über die Hälfte ihres Marktwertes verloren, seit Jahresbeginn sogar 78% und 84%. Die Versicherung der Aufsichtsbehörden, dass Fannie und Freddie ausreichend kapitalisiert seien, vermochte die Hysterie nicht zu dämpfen. Finanzminister Henry Paulson stellte fest, dass eine Regierungsintervention derzeit nicht geplant sei, die Situation aber sorgfältig beobachtet werde. Nach diesen Äußerungen beschleunigte sich der Abwärtstrend.
Auch Lehman Brothers blieb in der Abwärtsspirale. Die Aktie tauchte am Freitag 16%, womit der Wochenverlust rund 36% ausmacht. Seit Jahresbeginn ist der Kurs um 78% eingebrochen. Alle paar Tage geht am Markt wieder das Gerücht um, Lehman sei illiquide und Handelspartner und Gläubiger würden sich zurückziehen. Jedenfalls herrschen betretene Gesicheter an der New Yorker Börse.

Spekulationen um eine drohende Pleite der zwei größten amerikanischen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac haben bei der US-Regierung die Alarmglocken schrillen lassen: Finanzminister Henry Paulson und die Aufsichtsbehörden intensivierten am Freitag ihre Krisengespräche auf höchster Ebene. Im Mittelpunkt stehe eine Unterstützung der beiden Institute in ihrer "gegenwärtigen Form", sagte Paulson. "Wir befinden uns inmitten eines Tsunamis im Finanzsektor. Dies ist ein Sturm, den die USA zuvor noch nie erlebt haben", sagte Peter Kenny, Direktor von Knight Equity Markets. In den Medien wurde über eine womöglich nötige staatliche Übernahme zur Rettung der Immobilien-Finanzierer spekuliert. Ihre Aktien befanden sich am Freitag an der Börse praktisch im freien Fall.

US-Branchenführer Fannie Mae und Nummer zwei Freddie Mac stehen hinter mehr als der Hälfte aller Hypotheken in den USA. Schon jetzt belasten ihre Probleme die ohnehin gebeutelten Finanzmärkte massiv. Ein Ausfall wäre laut Experten kaum verkraftbar. Die dramatische Entwicklung weckt böse Erinnerungen


Sollte die öffentliche Hand einspringen, würden die Aktien praktisch wertlos und der US-Steuerzahler müsste für weitere Ausfälle bei Hypothekenkrediten geradestehen, berichtete die "New York Times". Das Problem: Machen Insolvenzgerüchte erst einmal die Runde, dreht sich die Abwärtsspirale immer schneller. Für die Institute wird es immer teurer, sich Kredite und frisches Kapital zu verschaffen. Der Ex-Präsident der regionalen Notenbank von St. Louis, William Poole, hatte die Finanzierer als praktisch zahlungsunfähig bezeichnet.

In den vergangenen neun Monaten schrieben die Institute zusammen Verluste von rund 11 Mrd. Dollar (6,95 Mrd. Euro). Fannie Mae besorgte sich zudem eine milliardenschwere Kapitalspritze, Freddie Mac war damit bisher erfolglos. Seit Beginn der US-Immobilienkrise brachen die Aktienkurse der beiden Gesellschaften um rund 90 Prozent ein. Zum Wochenschluss fielen die bereits am Vortag massiv abgestürzten Papiere weiter deutlich: Fannie verlor bis Mittag (Ortszeit) rund 30 Prozent auf 9,22 Dollar, Freddie 28 Prozent auf 5,74 Dollar.

Freddie und Fannie haben Schuldverschreibungen im Volumen von insgesamt fünf Billionen Dollar in ihren Büchern, was mehr als einem Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts entspricht. Im Falle einer Pleite würde ein völliger Kollaps des US-Immobilienmarktes drohen, weil die beiden Firmen den Markt für Hypotheken nach dem Rückzug vieler Banken derzeit fast allein am Laufen halten.

Nun meinte jemand, der Artikel von Politik-Global über die Äußerung der Royal bank of Scotland sei schon 2 Wochen alt gewesen. Wichtig ist jedoch nicht eine Meinung unverzüglich zu kolportieren, sondern sie dann parat zu haben, wenn sich etwas konkretisiert. Konkreter als die "Problemchen" der Hypothekenfinanzierer Fannie und Freddie, deren Schuldverschreibungen sich auf Höhe der Hälfte der US-Staatsschulden belaufen, sind ernst genug zu bewerten. Die NYSE jedenfalls hat mit im Finanzbereich mit äußerster Zurückhaltung reagiert. US-Banker drücken das weniger konservativ aus. Michael Woolfolk von der Bank of New York Mellon zeigte sich von der Ankündigung, daß Paulson und Bernanke das Problem aufmerksam verfolgen, enttäuscht. "Das war nicht das, was die Märkte erwartet haben, sondern lediglich eine politische Show. Er (Paulson) hat lediglich sein Cheer-Leader-Outfit im Schrank gelassen." Die US-Notenbank (Fed) lehnte einen Kommentar zur Finanzausstattung von Freddie und Fannie ab.

Horrorszenarien um die beiden großen Hypothekar-Institute Fannie Mae und Freddie Mac , anhaltende Spekulationen um die Überlebenschancen der Investmentbank Lehman Brothers und anderer Finanzunternehmen sowie ein erneut gestiegener Erdölpreis und ein schwächerer Dollar haben am Freitag die US-Börsen tiefer in einen «Bärenmarkt» gestoßen.

Der Dollar fällt ebenso im Verhältnis zum Euro, wie er auch im Verhältnis zum Russischen Rubel einen neuen Tiefststand erreicht hat. Und gutes erwarten Investoren nicht von den bevorstehenden Veröffentlichungen, da mehrere Finanzunternehmen, unter ihnen Citigroup, JP Morgan und Merrill Lynch sowie einige Regionalbanken, nächste Woche über das zweite Quartal berichten. Es muß mit neuen hohen Abschreibungen und – vor allem bei den Regionalinstituten – mit steigenden Kreditverlusten gerechnet werden.

Wenig erfreut dürfte sich die US-Wirtschaft von einem erneuten Anlauf auf einen Ölpreis von 150 $/barrel zeigen, wobei Südamerika seine Förderung stark einschränken mußte, Nigeria wieder erneut mit Störungen im Ölexport wegen Wiederaufflammen der Unruhen im Land rechnen muß - und das unverantwortliche Säbelrasseln der Bush-Junta gegenüber dem Iran läßt auch befürchten, daß im Konfliktfall die Straße von Hormuz unpassierbar wird. Bei der Geschwindigkeit der Entwicklungen ist bis zum Herbst sogar mit einem Ölpreis von bis zu 175 $ zu rechnen.

"Zieht euch warm an" - so könnte ein passender Ratschlag für die USA lauten, denn eine erneute aber weitaus schlimmere Finanzkrise, ein sich weiter nach oben entwickelnder Ölpreis, könnte den Bush zu unüberlegten Kurzschlußhandlungen verleiten. Zwar ist Bush von Rockefeller abhängig, aber Rockefellers Exxon-Mobil weiß sicher von steigenden Rohölpreisen zu profitieren. Und gewürzt wird die Stimmung in den USA von Menschen ohne Haus, im Wagen übernachtend - falls man ihnen den Wagen noch gelassen hat - und von natürlich rapide steigenden Nahrungsmittelpreisen. Das Land dürfte vor einer explosiven Situation stehen.


Copyright © Rumpelstilz Politik-Global 12-07-2008